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Cyberchondrie – Wenn sich Internetnutzer krank googeln

CyberchondrieCyberchondrie – Wenn sich Internetnutzer krank googeln Foto: © Ivan #584444457 – stock.adobe.com

Wenige Mausklicks genügen und schon liefert Google für jedes Symptom die passende Krankheit. Allerdings fallen digitale Diagnosen über das eigene Wohlbefinden zumeist wesentlich drastischer aus, als diese in der Realität sind. Diese Diagnosestellung aus der Ferne überzeugt bei vielen Usern ein besonderes Problem, die sogenannte Cyberchondrie.

Einschlägige Diagnosen durch Dr. Google?

Für die meisten Google-User ist es üblich, bei Dr. Google die passenden Antworten auf offene Fragen zu finden. Problematisch ist die unkomplizierte Google-Suche jedoch dann, wenn Symptome auf etwaig schwere Erkrankungen verweisen. Schließlich geht Dr. Google bei einer virtuellen Diagnosestellung nicht gerade zimperlich mit seinen Nutzern um.

Wandelt sich ein kleines Wehwehchen durch eine digitale Diagnosestellung zur unheilbaren Erkrankung, fühlen sich die meisten Internetnutzer nach ihrer virtuellen Suche noch kränker als vorher.

Entwickelt sich die Suche nach etwaigen Krankheiten sogar zum Zwang, ist von einer Erkrankung die Rede, die mittlerweile sogar einen festen Namen hat – Morbus Google oder Cyberchondrie.

Diagnosen durch Dr. Google
Für die meisten Google-User ist es üblich, bei Dr. Google die passenden Antworten auf offene Fragen zu finden Foto: © Photoboyko #197336977 – stock.adobe.com

Cyberchondrie – Was ist das?

Cyberchondrie ist eine relativ neue Bezeichnung für ein Phänomen, das sich aus den Begriffen „Cyber“ und „Hypochondrie“ zusammensetzt. Von diesem Phänomen Betroffene befürchten, dass sie an schwerwiegenden Erkrankungen leiden. Ein wichtiger Auslöser für diese Angst ist übermäßiges Googeln.

Cyberchonder investieren oftmals sehr viel Zeit im Internet, um über vermeintliche Krankheitssymptome zu recherchieren. Dabei finden sie zum Teil unseriöse Informationen, die sie ungefiltert annehmen. Dieser Umgang mit den virtuellen Diagnosen macht Cyberchondrie besonders gefährlich. Anstatt sich medizinisch behandeln zu lassen, verlassen sie sich auf die virtuellen Selbstdiagnosen. Das Verhalten führt zu einer Art Angstspirale, die zu depressiven Verstimmungen oder Panikattacken führt.
Erschwerend kommt hinzu, dass sich viele Betroffene immer isolierter und von ihren Mitmenschen unverstanden fühlen. Besonders problematisch ist die Situation vor allem dann, wenn Betroffene falsche Behandlungsmethoden einsetzen oder ungeeignete Pharmazeutika zu sich nehmen.

„Cyber“ und „Hypochondrie“
Cyberchondrie ist eine relativ neue Bezeichnung für ein Phänomen, das sich aus den Begriffen „Cyber“ und „Hypochondrie“ zusammensetzt Foto: © Sergio #516724870 – stock.adobe.com

Ab wann sind Internetnutzer ein Cyberchonder?

Die Zahlen sprechen für sich: Rund 50 Prozent aller Deutschen nutzen das Internet für eine Krankheitsrecherche. Diese Tatsache ist grundsätzlich nicht dramatisch. Schließlich sind nicht alle User automatisch Cyberchonder, nur weil sie Symptome googeln. Professionelle Hilfe ist allerdings erforderlich, wenn die virtuelle Suche das eigene Leben beeinträchtigt.

Häufig sind die Personen für Cyberchondrie anfällig, die generell von einer Gesundheitsangststörung betroffen sind.

Das bedeutet jedoch nicht, dass Personen ohne diese Vorerkrankung nicht auch Cyberchonder-Symptome entwickeln können. Von Vorteil ist ein Mindestmaß an Gesundheitskompetenz, um alle im Internet präsentierten Informationen kritisch zu hinterfragen und besser einzuordnen.

Cyberchondrie – Was tun?

Cyberchondrie ist eine Angststörung, die in den meisten Fällen behandelbar ist. Eine Grundvoraussetzung für einen positiven Heilungsprozess besteht, wenn Betroffene einsichtig sind und sich Hilfe von außen holen. Im Rahmen der Behandlung sollten Cyberchonder erlernen, alle Signale richtig zu deuten, die ihr Körper ausstrahlt.

Ebenso wichtig ist es, ein gesundes Verhältnis zum Internet aufzubauen. Eine sinnvolle Ergänzung zu professionellen Therapien ist Yoga, Meditation oder sogenanntes Achtsamkeitstraining.