Je kälter es draußen ist, umso ungemütlicher ist der Gedanke an ausgiebige Lüftungsaktionen. Doch ist es im Winter überhaupt erforderlich, die eigenen vier Wände zu lüften?
Inhaltsverzeichnis
Schimmelbildung bei kalten Außenwänden
Bei klirrender Kälte ist das Risiko hoch, dass sich an Außenwänden Schimmel bildet. Wer nicht genügend heizt oder lüftet, muss mit folgenschweren Konsequenzen rechnen. Entgegen gängiger Vermutungen ist Raumluft durch stetiges Heizen nicht trockener als von außen zugeführte kalte Luft.
Die hohen Temperaturen sorgen dafür, dass Innenraumluft deutlich mehr Feuchtigkeit als kühlere Außenluft aufnimmt.
Weil im Innenraum zirkulierende Luft deutlich feuchter ist, ist ein regelmäßiger Luftaustausch zwingend erforderlich.
Vorsicht vor kondensierter Luft
Werden die Räume nicht ausreichend gelüftet, kondensiert die Luft an den kalten Außenwänden. Im Laufe der Zeit setzt sich Feuchtigkeit ab, die nicht entweichen kann und auch nicht trocknet. Dadurch finden Schimmelsporen ideale Bedingungen vor.
Das kondensierende Wasser verursacht insbesondere in Bereichen mit schlechter Luftzirkulation drastische Schäden. Der begrenzte Luftaustausch sorgt dafür, dass warme Innenluft nicht bis zu diesen Bereichen vordringt und vermehrt Schimmel entsteht. Diese Schimmelbildung wird durch regelmäßiges Lüften verhindert.
Die Intensität der Raumnutzung entscheidet
Ein wichtiger Anhaltspunkt ist die Raumnutzung, die über die Häufigkeit täglicher Lüftungen entscheidet. Je häufiger sich Personen in einem Zimmer aufhalten, desto regelmäßiger sollten Lüftungen erfolgen.
Im Optimalfall sorgen mehrere Stoßlüftungen pro Tag für angenehme Luftverhältnisse in den Innenräumen.
Hierfür ist es wichtig, gegenüberliegende Fenster für maximal zehn Minuten zu öffnen. Bei dieser Methode entsteht in den Räumlichkeiten ein Luftzug, durch den verbrauchte Luft so schnell wie möglich nach außen transportiert wird.
Keine angekippten Fenster
Aus energetischer Sicht ist es nicht sinnvoll, das Fenster über mehrere Stunden auf Kipp zu öffnen. Ein Luftaustausch findet unter diesen Umständen nur begrenzt statt. Allerdings kühlen die Räume aus. Es wird unnötig viel Energie verbraucht, um die Zimmer anschließend wieder aufzuheizen. Regelmäßige Lüftungen sind erforderlich, auch wenn es draußen sehr kalt ist.
Je nach Jahreszeit und Monat genügend jedoch wenige Minuten, um die Räume durchzulüften. Im November sollte die Lüftungszeit maximal zehn Minuten, von Dezember bis Februar vier bis sechs Minuten betragen. Für März empfehlen Energieexperten eine Lüftungszeit von acht Minuten.
Empfehlungen für Lüftungen
Diese Angaben sind eher Empfehlungen als Vorschriften. Neben Immobilienbesitzern sollten sich Mieter ebenfalls an diese Empfehlungen halten.
In gerichtlichen Auseinandersetzungen mit ihren Vermietern müssen Mieter nachweisen, dass sie die Heiz- und Lüftungsintervalle ordnungsgemäß eingehalten haben.
Können sie diesen Nachweis erbringen, besteht ein Anspruch auf Mietminderung. Noch wichtiger sind die Heiz- und Lüftungsintervalle in Neubauten. In diesen Objekten weist Schimmel oftmals auf Baumängel hin.
Lüftungen auch bei Regen und Nebel
Obwohl die Witterungsverhältnisse bei Regen und Nebel besonders hoch sind, ist ein Luftaustausch in den Innen- und Außenräumen unter diesen Umständen trotzdem sinnvoll. In warmer Luft befinden sich wesentlich höhere Anteile an Wasserdampf als in kühler Luft. Indem kühle Außenluft in die Räume eindringt, verringert sich die Luftfeuchtigkeit im Raum und somit auch die Schimmelgefahr.
Ein ähnlicher Effekt stellt sich an eisig kalten Tagen ein. Betroffene beugen einem Schimmelbefall effektiv vor, indem sie die Fenster auch bei Frost mehrmals pro Tag kurz öffnen. Auch wenn die Lüftungsaktionen unter diesen Umständen eher selten stattfinden, sollten Zimmer regelmäßig gelüftet werden. Lüftungsbedarf besteht spätestens dann, falls sich an den Innenseiten der Fenster Feuchtigkeit bildet oder sich die Wände nass anfühlen.
Bäder und Küchen richtig lüften
Besondere Bedingungen herrschen in Küchen oder Badezimmern vor. Aktivitäten wie Duschen oder Kochen erhöhen das Feuchtigkeitsniveau in den Funktionsräumen deutlich. Regelmäßige Lüftungen sind in den Funktionsräumen deshalb wichtiger denn je.
Befindet sich im Bad kein Fenster, ist es erforderlich, die Badtür zu öffnen und die Feuchtigkeit in die restliche Wohnung zu entlassen. Im Schlafzimmer sind Stoßlüftungen nach dem morgendlichen Aufstehen zwingend ratsam. Befinden sich in der Wohnung viele Pflanzen oder feuchte Wäsche, bedürfen die Zimmer ebenfalls einer regelmäßigen Lüftung. Generell ist an den Scheiben auftretendes Kondenswasser ein Indiz für zu wenige Lüftungen.
Tipps im Umgang mit zweifachverglasten Fenstern
Mit Zweifach- oder Dreifachverglasung aufgewertete Fenster sind zumeist besonders energieeffizient, da sie Wärmeverlusten entgegenwirken. Mehrfach integrierte Dichtungen sorgen dafür, dass warme Raumluft nicht unkontrolliert austreten und kalte Luft einströmen kann. Diese Funktionsweise hält Wärme zwar effektiv in den Räumen. Doch im Gegenzug müssen Bewohner wesentlich mehr lüften.
Für Wohnungen und Häuser mit mehrfachverglasten Fenstern eignen sich spezielle Lüftungsanlagen, die verbrauchte und feuchte Luft gegen frische Luft austauschen.
Indem sich dadurch das Schimmelrisiko senkt, ist durch die Wärmerückgewinnung weniger Heizenergie erforderlich. Spezielle Vorschriften für Lüftungskonzepte bestehen hierzulande für alle Wohnungen und Häuser, bei denen mehr als 33 Prozent aller Fensterflächen erneuert oder bei einem Einfamilienhaus über ein Drittel der Dachfläche erneut abgedichtet wurde. Lüftungsanlagen für ein Einfamilienhaus kosten etwa 2.000 für eine reine Abluftanlage bis hin zu 15.000 Euro für eine kontrollierte Lüftung.
Finanzielle Unterstützung gibt es durch die KfW, die den Einbau von Wohnungslüftungen durch Zuschüsse unterstützt.
Richtige Lüftung zur warmen Jahreszeit
Lüftungen zur Sommerzeit sind insbesondere in den Morgen- und Abendstunden sinnvoll, wenn sich Innen- und Außentemperaturen angleichen. Unter diesen Umständen sollten längere Lüftungen ebenfalls vermieden werden. Stattdessen ist es besser, eher häufiger und dafür kurz zu lüften.
Stoßlüftungen durch Fensterlüftungen eignen sich in erster Linie für Kellerräume. Nach Möglichkeit sollten Sie überhaupt nicht lüften, falls nächtliche Temperaturen nicht deutlich kühler als Tagestemperaturen sind.