Informationen des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen zufolge spielt jeder zehnte 15-jährige bundesweit exzessiv am PC. Betroffene Jugendliche sitzen durchschnittlich über 4,8 Stunden pro Tag vor dem Computer.
Rund fünf Prozent aller Teenager weisen sogar Abhängigkeitssymptome auf. Sie sind von Entzugserscheinungen wie Gereiztheit, Unzufriedenheit, Nervosität oder Aggressionen betroffen.
Inhaltsverzeichnis
Mediensucht: Eine ernstzunehmende Krankheit
Hierzulande ist Mediensucht keine anerkannte Krankheit. Schenkt man aktuellen Untersuchungen Glauben, sind dennoch rund zwei Millionen Menschen in Deutschland medienabhängig.
Insbesondere Jungen sind gefährdet. Betroffene Teenager verfallen zumeist Online-Rollenspielen, um virtuell eine zweite Persönlichkeit auszuleben.
Mädchen entwickelt vermehrt eine Mediensucht, weil sie bei sozialen Netzwerken wie Facebook Anerkennung suchen.
Hohe Suchtgefahr durch Computerspiele
Laut Erkenntnissen von Forschern der Berliner Charité besteht bei Computerspielen eine erhöhte Tendenz zur Abhängigkeit, falls das Gehirn durch die Spiele dauerhaft speziellen Belohnungsreizen ausgesetzt ist. Die Reize veranlassen im Vorderhirn eine Ausschüttung des Glückshormons Dopamin, das wiederum eine Art Glücksgefühl erzeugt.
Stetig wiederkehrende Belohnungsreize bilden die Basis für ein sogenanntes Suchtgedächtnis, das Bezüge zur Realität verschwinden lässt. Geraten Jugendliche einmal in eine solche Abhängigkeit, verlieren sie schnell das Zeitgefühl. Sie beginnen, die Schule, Freundschaften und Hobbys zu vernachlässigen.
Mediensucht vermeiden: Mit diesen Tipps
Viele Kinder erleben schon im Alter zwischen acht und zehn Jahren eine Art Überversorgung mit Medien. Zu Fernsehern im Kinderzimmer gesellen sich Computer, PlayStations, Handys oder eine Nintendo Wii. Viele Kinder begründen den Wunsch nach Medienkonsum mit einem direkten Vergleich von Altersgenossen, die bereits ebenfalls ein Smartphone oder einen Fernseher besitzen.
Dennoch sollten sich Eltern vor Augen führen, dass sie ihrem Nachwuchs mit der technischen Ausstattung nicht zwingend einen Gefallen tun.
Verlieren die Konsolen oder das Fernsehprogramm ihren Reiz, wird sich das Kind immer mehr Medien wünschen. Folglich bleibt immer weniger Zeit zum Lernen, für Hobbys oder den Kontakt mit Freunden. Es erhöht sich das Risiko, dass sich Suchttendenzen verstärken. Umso wichtiger ist es, das richtige Maß zu finden.
Individuelle Verhaltensweisen
Einige Kinder sind für eine Entwicklung von Mediensucht deutlich anfälliger als andere. Deshalb sollten Eltern gut beobachten, wie sich ihre Kinder vorm Computer, bei Computerspielen oder beim Fernsehen verhalten. Besondere Aufmerksamkeit gilt beispielsweise der Frage, ob der Nachwuchs auch für einige Tage ohne Medienkonsum auskommt.
Zudem stellt sich die Frage, ob Kinder verschiedenen Freizeitbeschäftigungen nachgehen oder sich mehrere mediale Aktivitäten hintereinander suchen.
Sorgen sind ebenfalls angebracht, wenn die Kinder ununterbrochen ihre Freizeit vor ihrer Konsole oder ihrem Computer verbringen. Von besorgniserregender Verhaltensweisen ist die Rede, falls die Kinder spezielle Ticks aus Computerspielen übernehmen – beispielsweise ruckartige Bewegungen oder anderweitige nervöse Gesten.
Gespräche mit dem Kind
Gute Medienerziehung stellt viele Eltern vor eine große Herausforderung. Oftmals fühlen sich Eltern Widersprüchen ausgesetzt. Dieses Dilemma ist in vielen Erziehungsfragen völlig normal. Umso wichtiger ist es, ehrliche Gespräche und Diskussionen mit betroffenen Kindern und Jugendlichen zu führen.
Medienerziehung ist ein gemeinsamer Lernprozess, dem alle Beteiligten möglichst offen gegenüberstehen sollten.
Je besser Mütter und Väter über das Thema informiert sind, umso erfolgreicher verlaufen Gespräche mit den eigenen Kindern. Unter diesen Umständen können Eltern besonders überzeugende Argumente anführen. Sie haben beispielsweise die Möglichkeit, bei bestimmten Videospielen mitzureden oder sich gegen den Sinn von Neuauflagen von Spielekonsolen auszusprechen.
Keine generellen Verbote aussprechen
Generelle Verbote sind bei einem hohen Interesse an Medien eher kontraproduktiv. Schnell kristallisieren sich durch diese Verbote Machtkämpfe und Stresssituationen heraus, die für alle Betroffenen häufig in Ohnmacht und Hilflosigkeit münden.
Deshalb ist es sinnvoller, gemeinsam nach Ursachen für eine zu starke Mediennnutzung zu suchen. Zusammen sollten Jung und Alt überlegen, welche bildschirmfreien Freizeitbeschäftigungen alternativ das Interesse wecken könnten.